Gipfelsturm Teide (Teneriffa) 3715 m
Pünktlich um 23 Uhr geht es los. Wir fahren vom Hotel, welches praktisch auf Meereshöhe liegt, 42 km eigentlich nur Berg hoch, bis zum Parkplatz Montana Blanca, welcher auf 2355 m Höhe liegt. Die Strecke muss wunderschön sein. Im Lichtkegel unseres Autos sehen wir aber nicht allzu viel. Das Interessanteste ist die Außentemperaturanzeige. Diese sinkt nämlich von über 20 Grad auf 2 Grad. Wir ahnen schon, wie die Temperaturen auf dem Gipfel sein werden. Nachdem wir geparkt haben, bewundern wir begeistert den Sternenhimmel. Am Horizont kann man erahnen, wo die Städte liegen. Aber der Lichtsmog reicht nicht bis hier oben und der Mond, der uns auf dem Weg hoch begleitete, ist auch nicht mehr zu sehen. Es so dunkel, dass wir sogar die Milchstraße deutlich sehen können. Wir müssen los. Das Ziel ist der Gipfel. In der Dunkelheit laufen wir los. Die Temperatur ist angenehm zum Wandern und die ersten 5 km (400 Höhenmeter) bis zum Vulkangipfel Montana Blanca kommen wir gut voran. Wir haben die ersten 400 Höhenmeter geschafft. Hier am Abzweig zum Gipfel wird die Strecke deutlich steiler und unwegsamer. So langsam erahnen wir, worauf wir uns eingelassen haben. Die restlichen 1000 Höhenmeter werden sich auf die verbleibenden 5 km verteilen. In Serpentinen steigen wir weiter auf, bis zum verlassen Refugium Altavista, welches plötzlich in der Dunkelheit auftaucht.

Die Hütte ist leider seit Corona geschlossen. Vor der Schließung ging die Tour in der Regel über zwei Tage, mit Übernachtung auf 3200 m hier oben. Deutlich hinter uns können wir weitere Stirnlampen in der Nacht sehen. Die ersten haben uns auch schon überholt, zwei Mädels, ca 30 Jahre jünger als wir. Respekt. Fühlt sich trotzdem irgendwie blöd an. Weiter geht es den Berg rauf. Unser Tempo ist jetzt schon deutlich langsamer. Für die ersten Kilometer im flachen Gelände haben wir ca. 15 Minuten benötigt. Inzwischen brauchen wir über eine Stunde für den Kilometer. Das liegt am steileren Gelände und natürlich an der dünneren Luft. Durch den abnehmenden Luftdruck, wird die Menge an eingeatmeten Sauerstoff überproportional weniger. Auf 3715 wird der Luftdruck nur noch ca. 65% des normalen Atmosphärendrucks betragen. Als nächstes kommt die Bergstation der Seilbahn in Sicht und der Wind nimmt deutlich zu und damit auch die Kälte. Langsam setzt die Morgendämmerung ein. Noch ca. 1 Stunde bis Sonnenaufgang. Das noch steilere Gelände, der Wind und die Kälte machen die restlichen 200 Höhenmeter nicht einfacher. Jede Windböe bekommen wir mit voller Wucht ab. Endlich oben, suchen wir uns einen Sitzplatz um den Sonnenaufgang und den Whisky zu genießen. Großes Kino hier oben.


Am Horizont färbt sich das Wolkenband rot und die Sonne zeigt sich langsam. Die erhoffte Wärme stellt sich aber nicht ein. Es waren – 8 Grad angesagt, diese fühlen sich aber wie – 25 Grad an. Wir sind aber nicht die einzigen Weicheier. Auch die zehn anderen Gipfelstürmer, die mit uns oben sind, bibbern um die Wette. Jetzt wird der Whisky geöffnet und in die passenden Nosing Gläser eingeschenkt.


Bei – 8 Grad riechen wir nicht viel. Der erste Schluck und der Whisky überrascht, dass man hier oben kaum den Alkohol schmeckt, aber die Aromen doch noch deutlich da sind. Wir werden ihn heute Abend im Hotel noch mal tasten. Dann geht es wieder runter zur Bergstation. Beim Abstieg wirft der Teide durch die tief stehende Sonne seinen Schatten bis zur Nachbarinsel La Gomera.

Wir haben beschlossen mit der Bahn runter zu fahren, da unsere Trittsicherheit doch ein wenig gelitten hat Die Überraschung folgt unten. Die drei Kilometer zum Parkplatz gehen wieder Berg an. Aber uns kann nichts mehr schocken. Wir waren oben. Heros halt.